Die Wildwasser-Abfahrt gehört zu den traditionsreichsten Wettkampfdisziplinen im Kanusport. Das Konzept ist denkbar einfach: Auf einem Fluss von A nach B paddeln und das möglichst schnell. Die Herausforderung dabei? Einerseits der Kampf gegen die Uhr, denn die Wettkämpfe finden als Einzelstart statt, und andererseits das Finden der idealen Linie durch die natürlichen Schwierigkeiten des Flusses. Erst die Kombination aus physischer Leistung und technischem Können macht Höchstleistungen in diesem Sport möglich.
DISTANZEN
An Grossanlässen werden Rennen über zwei Distanzen ausgetragen. Die klassische Distanz und der Sprint. Bei beiden Distanzen bestimmen jeweils die Gegebenheiten vor Ort, wie lange die Strecken genau sind. Über beide Distanzen finden Einzel- und Teamrennen statt. Das klassische Rennen ist die Langstrecke. Sie wird 2024 zwischen Wolfenschiessen und Oberdorf ausgetragen und dauert ungefähr 15 Minuten. Die Athletinnen und Athleten sind im Abstand von einer Minute allein auf dem Fluss unterwegs und müssen die rund vier Kilometer lange Strecke so schnell wie möglich überwinden. Im Teamrennen starten drei Athletinnen oder Athleten einer Nation gleichzeitig. Ähnlich wie beim Windschattenfahren auf dem Velo gilt es auch hier, die Wellen der drei Boote optimal zu nutzen, um möglichst schnell ins Ziel zu kommen. Im Sprint, dem Kurzstrecken-Rennen, können sich die Athletinnen und Athleten über zwei Qualifikationsläufe für das Finale qualifizieren. Im Finallauf werden die Karten neu gemischt und es gewinnt der oder die Schnellste dieses Laufes. Auf der kurzen Sprintstrecke sind einerseits Kraft und Schnelligkeit gefragt, andererseits muss auch die Linie durch die Wildwasser-Schwierigkeiten absolut fehlerfrei sein. Für die Teamrennen gibt es im Sprint nur einen einzigen Lauf. Die Teamtaktik wird vorher festgelegt und dann in Sekundenschnelle ausgeführt.
Meine Faszination
Die physischen Anforderungen sind immens: Eine ausgezeichnete Kondition und gut entwickelte Muskelkraft sind ebenso entscheidend wie ein hohes Maß an Ausdauer. Dabei kommt es nicht nur auf rohe Kraft an, sondern auch auf ein ausgeprägtes Feingefühl für das Wasser. Besonders wichtig ist die Fähigkeit, die perfekte Linie zu erkennen und zu halten, um die Strömung optimal zu nutzen und so möglichst wenig Energie zu verlieren. Jeder Paddelschlag muss durchdacht und effizient sein, um das Maximum an Geschwindigkeit aus dem Boot herauszuholen.
Neben den physischen Voraussetzungen spielt auch die mentale Stärke eine Schlüsselrolle. Wildwasserrennen fordern den Paddlern eine hohe Konzentration ab, denn jeder Fehler – sei es eine falsche Bewegung oder ein verpasster Flussabschnitt – kann wertvolle Sekunden kosten. Die Fähigkeit, in den turbulenten Bedingungen des Wildwassers Ruhe zu bewahren und blitzschnelle Entscheidungen zu treffen, ist unerlässlich für den Erfolg in dieser herausfordernden Disziplin.